Vorgesetzte werden Führungskräfte
Führung und Management werden immer herausfordernder – das haben Sie sicher schon oft gelesen und gehört, in der Praxis erleben Sie es wahrscheinlich häufig. Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten werden volatiler, Digitalisierung und künstliche Intelligenz bekommen immer mehr Bedeutung und Menschen werden anspruchsvoller.
Da drängt sich eine Frage auf: Wie kann ich als Verantwortliche oder als Verantwortlicher meine Funktion bestmöglich und wirkungsvoll wahrnehmen? Vor allem: Wie gelingt es mir, dass die mir anvertrauten Menschen ihren Job so machen, dass wir zu guten Ergebnissen kommen und in einer konstruktiven Atmosphäre zusammenarbeiten?
Führen ist das Managen von Widersprüchen.
Und da gibt es viele! Sachlichkeit oder Emotionalität? Persönliche Nähe oder doch ein distanzierter Umgang miteinander? Ordnung und klare Regeln oder individuelle Freiheiten? Kontrolle oder Vertrauen? Klare Anweisungen geben oder Entwicklung forcieren? Und nicht zuletzt auch die Frage nach der eigenen Rolle: Top-Experte/Expertin oder personenorientierte Führungskraft.
Selten wird es nur das eine oder das andere sein. Aber was ist meine Grundtendenz? Sehe ich mich mehr als Vorgesetzte bzw. Vorgesetzter oder mehr als Führungskraft? Die Funktion ist zumeist klar, wie ich sie wahrnehme und umsetze, liegt vor allem an mir. Als Funktionsinhaber:in entscheide ich, ob ich vor allem transaktional agiere, also mit klaren Anweisungen, mit Top-Down-Entscheidungen und auf rationale Logik setze. Ich kann mich aber auch zu einem transformationalen Vorgehen bekennen, also Freiräume zulassen, Eigenverantwortung fördern und Unstimmigkeiten und Fehler als Lernchance sehen.
Ich entscheide mich also, ob ich als Vorgesetzte/Vorgesetzter oder als Führungskraft agiere und als solche auch wahrgenommen werde.
In der betrieblichen Praxis erleben wir natürlich viele Mischformen. Nachstehend finden Sie einige markante Unterschiede, zugegeben etwas pointiert formuliert:
Das ist typisch für das Verhalten von Vorgesetzten:
- Vorgesetzte haben zumeist Ressourcen im Fokus.
- Vorgesetzte steuern und dirigieren das Geschehen.
- Vorgesetzte schützen zumeist ihre Position.
- Vorgesetzte geben Feedback, aber eher selten.
- Vorgesetzte geben Anweisungen.
Das zeichnet gute Führungskräfte aus:
- Führungskräfte wissen, dass sie mit Menschen arbeiten.
- Führungskräfte inspirieren und regen zu Eigenständigkeit an.
- Führungskräfte stellen sich vor das Team.
- Führungskräfte reflektieren gemeinsam mit Mitarbeiter:innen.
- Führungskräfte ermuntern durch Fragen zu eigenen Lösungen.
Diese Unterschiede machen einen Unterschied. Wenn Sie das Potenzial der Menschen in Ihrer Organisationseinheit nutzen wollen, wenn Sie langfristig gute Ergebnisse erzielen wollen, wenn Sie Talente an Ihr Team binden wollen und wenn Sie langfristig in guter Atmosphäre arbeite wollen, gibt es nur eine Richtung: Handeln Sie mehrheitlich im Sinne einer Führungskraft!